Thomas Moor, Biberacher Fluglehrer, nimmt die Südfinder-Volontärin zu einem Rundflug über’s Ländle mit – Beide leiden unter Höhenangst.
Hand aufs Herz: Wer hatte ihn nicht, den (Alb-)Traum vom Fliegen? Für viele ist das Schweben über den Wolken das ultimative Freiheitsgefühl schlechthin, für diejenigen aber, die wie unsere Südfinder-Volontärin unter Höhenangst leiden, dagegen ein absolutes Horrorszenario. Thomas Moor, Fluglehrer in Biberach, hat sie dennoch zu einem Flug mit seinem Gyrocopter mitgenommen. Und bewiesen, dass Höhenangst kein Grund ist, um nicht zu fliegen.
BIBERACH – Es gibt Menschen wie Thomas, die problemlos in mehrere hundert Meter Höhe fliegen können. Und dann gibt es Menschen wie mich, die schier auf dem Riesenrad an Schützen einen Herzinfarkt erleiden, wenn sie es wagen, über den Gondelrand nach unten zu schauen. Für Thomas offenbar kein Grund, mich nicht auf den vorderen Platz seines für zwei Personen ausgelegten Gyrocopters sitzen zu lassen.
Denn der Pilot aus Aßmannshardt leidet selber unter Höhenangst. Trotzdem hat er mittlerweile über 5 000 Flugstunden angesammelt, seitdem er im Jahre 1997 seine Fluglizenz in nur drei Monaten erwarb. Doch nicht nur das: Er hat sogar den ersten offiziellen Gyrocopterflug in China durchgeführt. Was er am Fliegen so liebe, sei die Vielfältigkeit: „Jeden Tag habe ich wegen dem unterschiedlichen Wetter eine andere Aussicht. Außerdem mag ich nicht nur das Gefühl frei zu sein, sondern auch, dass das Reisen in der Luft viel entspannter und zügiger ist als zum Beispiel mit dem Auto.“ Generell ließe es sich aber einem Dritten gegenüber nicht gut erklären, wie sich das Fliegen anfühle. „Das muss man selber erlebt haben, weil das Gefühl fast unbeschreiblich ist“, erläutert Thomas, während er die Maschine für uns startklar macht. Was sich dagegen klar definieren lässt, ist mein Unbehagen, das ich verspüre, als wir schließlich die Landebahn entlang rollen und die Geschwindigkeit immer mehr anzieht. Plötzlich gibt es einen Ruckler und auf einmal sind wir in der Luft, schweben erst eine Runde um den Flugplatz, ehe wir Richtung Federsee und danach Biberacher Marktplatz fliegen.
Ich blicke bei einer Flughöhe von über 1 000 Metern zaghaft nach unten und warte auf den unvermeidlichen Panikanfall. Doch statt dem Schwindel erfasst mich nur eines: Ehrfürchtiges Staunen angesichts der fast schon surrealen Schönheit um uns herum. Wirklich und wahrhaftig ungelogen: Nie habe ich einen atemberaubenderen und faszinierenderen Eindruck von unserem Ländle bekommen als aus der Vogelperspektive eines Gyrocopters heraus. Als wir irgendwann die Wolkendecke durchbrechen und ich erneut nach unten blicke und sehe, wie malerisch die Wolken ihre Schatten auf die Wälder und Häuser werfen, kann ich gut verstehen, warum Menschen wie Thomas nicht genug vom Fliegen bekommen. Von Höhenangst derweil nicht die geringste Spur. Laut Thomas liegt das an unserem Fluggefährt, dem Gyrocopter: „Es ist das sicherste Fluggerät, das ich kenne. Selbst wenn der Motor ausfallen würde, dreht sich der Rotor weiter, sodass wir immer noch im Sinkflug landen könnten.“ Auf Thomas’ Website www.selber-fliegen.com heißt es dementsprechend: „Meine Leidenschaft ist sicher fliegen. Diese Leidenschaft möchte ich mit dir teilen.“ Ich kann es definitiv jedem nur empfehlen.
von Linda Leinecker, Südfinder